Stand: 16.02.2016 14:33 Uhr

Gefahr durch illegale Pestizide

von Nils Naber

Aus dem Container im Hamburger Hafen läuft eine seltsame Flüssigkeit. Gregor Hilfert vom Pflanzenschutzamt hat bereits eine Probe genommen: Es handelt sich um gefälschte Pflanzenschutzmittel. Illegale Ware. Der Hamburger Hafen gilt als eine der Drehscheiben für den kriminellen Handel mit diesen Stoffen. Ein lukratives Geschäft. Häufig gelangen die Stoffe aus Asien über Hamburg zu ihrem Ziel in Osteuropa. Häufig verliert sich dort ihre Spur. Die Pestizide können am Ende auch wieder in Deutschland landen.

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Gefahr für Mensch und Umwelt

"Die Gewinnspanne bei dem Geschäft ist riesig. In China werden die Mittel für einen Euro hergestellt und hier für 15 Euro verkauft", erklärt Rainer Wujciak, Experte für illegale Pflanzenschutzmittel. Zehn Prozent der Mittel auf dem weltweiten Pestizidmarkt sind illegal, so eine Schätzung von Europol. Es geht um rund vier Milliarden Euro jährlich. Den größten Teil stellen billige Fälschungen von zugelassenen Markenprodukten dar. Die Kopien unterscheiden sich von der Markenware häufig vor allem durch eins: Sie sind gefährlich. "Sie bestehen aus anderen Stoffen als die Originale. Das kann schlimme Folgen haben", warnt Wujciak. . Nicht nur Pflanzen und Umwelt können durch die Verwendung der Fälschungen geschädigt werden, am Ende auch der Verbraucher. Untersuchungen ergaben, dass der kriminelle Handel Mittel auf den Markt wirft, die teilweise krebserregende oder erbgutschädigend sind. Diese Ware ist oft falsch gekennzeichnet. Nicht selten sind die Stoffe auch schnell entflammbar. Dies ist jedoch nirgendwo erkennbar und stellt damit eine massive Gefährdung beim Transport dar.

190 Tonnen illegaler Pestizide beschlagnahmt

Panorama 3 besuchte eine eigens einberufene Sitzung von Europol in Den Haag zu dem Thema. Die Gefahr für Umwelt und Mensch treibt hier alle Teilnehmer um: Polizei, Pestizid-Industrie und Zoll-Vertreter aus ganz Europa. Das Ziel: dem kriminellen Netzwerk das Handwerk legen. Nach vermehrten Kontrollen beschlagnahmten die Behörden allein im vergangenen November 190 Tonnen illegaler Pestizide in wenigen Tagen.

Doch das ist nur ein kleiner Erfolg in einem höchst lukrativen Fälschergeschäft.  Denn vielerorts kontrollieren die Fahnder nicht so engmaschig wie in Hamburg. Der Grund: Eine Kontrollverordnung ist bereits seit drei Jahren bei der EU-Kommission in Arbeit. Bis dahin kontrolliert jedes Land anders. Und die Kriminellen machen weiter ein gutes Geschäft.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 16.02.2016 | 21:15 Uhr

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Umweltschutz

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